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2023:
- Stoffe für Afrika und das
Ende der Druckerei Daniel Jenny & Cie,
eine Dokumentation über den Export bedruckter
Gewebe dieser Firma nach Ost- und Westafrika
und die Schliessung der Baumwolldruckerei im
beginnenden 20. Jahrhundert
von Anne Wanner-JeanRichard, mit Beiträgen von
Reto D. Jenny
Edition Comptoir-Blätter, 20/21, 2023
ISBN 978- 3-033-09565-6 - erhältlich im Glarner Buchhandel
und im Fabrikladen Baumwollblüte in
Ennenda für CHF 32.
In der neuen Ausgabe der Schriftenreihe
Comptoir-Blätter befasst sich die
Kunsthistorikerin Dr. Anne Wanner-JeanRichard,
ehemalige Kuratorin des Textilmuseums St. Gallen,
mit dem Thema des Textildrucks und dem Handel mit
Tüchern für Afrika. Es ist der Autorin
gelungen, in jahrelanger Arbeit Briefe aus
Kopierbüchern der Zeitspanne von 1903 bis 1907
des Comptoirs Daniel Jenny & Cie in Ennenda
zu transkribieren, auszuwerten und diese mit
Eintragungen in den Geschäftsbüchern
abzugleichen. Es lag zudem auf der Hand, dass
Anne Wanner dank ihrer fundierten Sachkenntnisse
aus den firmeneigenen Musterbüchern jene
Stoffmuster ausfindig machen konnte, die für die
Herstellung von bedruckten Kleidungsstoffen für
die einheimische Bevölkerung in den
kolonialisierten Gebieten Schwarzafrikas
verwendet wurden.
Der überraschende Fund von zwölf originalen
Ganztüchern aus der Druckmustersammlung von
Adolf Jenny-Trümpy, die als Wickeltücher,
sogenannte Kangas, für die Körperbedeckung
sowie solche zur Kopfbedeckung in den Handel
gebracht und getragen wurden, sind nebst
zahlreichen Musterabschnitten in dieser
Publikation abgebildet. Die Voraussetzungen
für den Handel mit Abnehmern in Afrika, der vor
allem über Vermittlerfirmen in Amsterdam und
Bremen erfolgte, war anspruchsvoll. Öfters
veranlassten spezifische Wünsche kurzfristige
Anpassungen, sodass solche Umstellungen, vor
allem die aufwändige Produktion im Handdruck
verteuerten und man vermehrt zu Verfahren im
Walzendruck überging. Trotzdem zeichnete sich
schon damals ein Scheideweg ab, einerseits das
Afrikageschäft im Bestreben nach
neuen Absatzmöglichkeiten und andererseits der
Anfang vom Ende des bereits seit über siebzig
Jahren florierenden Zeugdrucks in Ennenda.
Entstanden ist eine ausführliche, reich
illustrierte Dokumentation über den Export
bedruckter Gewebe dieser Firma nach Ost- und
Westafrika und die 1906 verkündete Schliessung
der Druckerei von Daniel Jenny & Cie.
Die
Geschichte beginnt mit dem Erwerb gebrauchter
Druckmodel von der einst renommierten
Kattundruckerei in Richterswil, die sich aus der
Sicht der Ennendaner Firmenleitung von Kangas
für den ostafrikanischen Markt eignen würden.
Eine bedeutende Zieldestination war die
portugiesische Kolonie Ostafrika im heutigen
Mosambik. Da dieser Handel kaum befriedigenden
Aufschwung erbrachte, verlagerten sich die
Geschäfte in die Gebiete Westafrikas, den
heutigen Ländern Elfenbeinküste, Ghana, Togo,
Benin und Kamerun.
Zunächst wurden bereits existierende Vorlagen
verwendet. Man versuchte auch solche für
europäische und asiatische Länder bewährte
Muster einzusetzen; sie wurden dann öfters
modifiziert und an die veränderten Bedürfnisse
angepasst. Vor allem aber mussten neue Modelle
entwickelt werden, die den Wünschen der Abnehmer
in Afrika entsprachen.
Wie
aus der Korrespondenz hervorgeht, interessierte
sich die ebenfalls in Ennenda ansässige Firma
der Gebrüder Freuler für die Übernahme der
Druckmodel und Anwendungsverfahren, als bekannt
wurde, dass die Firma Daniel Jenny Cie die
Auflösung ihrer Druckerei in Erwägung zog.
Schliesslich verwies sie ihre Geschäftspartner
in Amsterdam und Bremen auch auf die weiteren
Glarner Tuchdruckunternehmen, die Firma Gebrüder
Blumer in Schwanden und die Baumwolldruckerei
Hohlenstein in Glarus, die sich als Spezialisten
in der Fabrikation der im afrikanischen Markt
begehrten Waxprint Stoffe und Batik
Genre erwiesen. In diesem Zusammenhang werden
auch die Beziehungen zu den spezialisierten
holländischen Firmen und zur Handelsgesellschaft
der Basler Mission für den Tücher-Export nach
Westafrika aufgezeigt.
Zum
Schluss wird noch auf die Bedeutung von Symbolen
indigener Völker eingegangen, die bewusst oder
unbewusst in gedruckten Tüchern vorzufinden
sind, also nicht nur dekorativen Zwecken dienen,
sondern auch kulturellen Traditionen unterworfen
sind. Die Übertragung von Stoffmustern aus einem
Kulturkreis in einen anderen war stets eine
delikate Herausforderung. Heute können solche
weiter entwickelte und adaptierte Muster einen
Beitrag für respektvolle interkulturelle
Diskurse und Verständigung leisten.
- Threads of Power - Lace
from the Textilmuseum St. Gallen
Edited by Emma Cormack and Michele Majer,
published by Graduate
Center New York, 2022,
Library of Congress Nr. 2022940720 - ISBN
978-0-300-26349-7
Chapter 14 p. 310, was translated and expanded
from Anne Wanner-JeanRichard, "das Alte auf
eine neue Weise tun, das ist Innovation", in
Historische Spitzen"
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