Annatextiles INDIENNES - Glarus 18. Jh.


           

Besondere Motive und ihre Vorlagen, Beispiele aus den Musterbänden, von Adolf Jenny-Trümpy
mit Textzitaten aus: Adolf Jenny-Trümpy, 1898/1902, Handel und Industrie des Kantons Glarus, in 2 Bänden
und Literaturhinweisen : - Antoinette Rast-Eicher, Zeugdrucke der Firma Bartholome Jenny & Cie in Ennenda
und Daniel Aebli, Dessinateurs, Ennenda 2011
     
 
     

Copyright Bartholome Jenny & Cie, Ennenda, Kanton Glarus
Photonachweis:

Aufnahmen Anne Wanner, Rheinfelden (Schweiz)

  Die "Tricolori-Mouchoirs" und Korrespondenz von 1848
(vgl. Antoinette Rast-Eicher, Zeugdrucke der Firma Bartholome Jenny & Cie in Ennenda, o.J., S. 43 ff)

In den Archiven der Firma Bartholome Jenny & Cie, in Ennenda befinden sich Papierzeichnungen zum Artikel Tricolori 1847/49. Sie sind alle in den Farben rot, weiss, grün gehalten und zeigen unter anderem Portraits von Albert I. von Piemont und von Papst Pius IX. Man kann diese Tücher verstehen als textile Flugblätter und Symbole für die italieniesche Identität in der Zeit der nationalen Bewegung (Risorgimento). Nach 1848 waren Folgen davon der Aufstand von Mailand und der Krieg gegen Oesterreich.

Aus dem Jahr 1848 sind Briefe von Ennenda nach Lugano und auch ein Teil derjenigen von Lugano nach Ennenda erhalten. In dieser Korrespondenz spiegeln sich unter anderem die Schwierigkeiten im Warenhandel wieder. Das Entwerfen verschiedener Muster war für eine Stoffdruckerei überlebenswichtitg, bestand doch das Risiko, dass ein politischer Umschwung den Absatz einer bestimmten Gruppe von Tücher von einem Tag auf den anderen stoppen konnte.
Während des Krieges von 1848 spielte Papst Pius IX in der Anfangsphase der Revolution eine wichtige Rolle. Für die Firma bedeutete das Papstmotiv auf den Tricolori eines der meistgekauften. Im Juni 1848 berichten die Briefe, dass "pio-nono"-Motive besser laufen als die mit Carlo Alberto.

Was die Musterung betrifft, so sind die Tricolori Tücher zu Beginn einfach rot/weiss/grün gestreift. Erst später kam die Idee auf, auch Personen abzubilden. Als Vorlagen sollen gemäss der Korrespondenz Seidendrucke gedient haben. Am 7., 21. und 22. Mai wird in den Briefen die Absicht erwähnt, neueste Modelle auf Seide zu kaufen und nach Ennenda zu senden. Insbesondere das Motiv mit Carlo Alberto auf dem Pferd wurde in verschiedenen Varianten auf Seide gedruckt. Solche Seidendrucke wurden als Lithographie hergestellt. Sie sind feiner als die mit Holzmodeln verfertigten Baumwolldrucke. Die Motive sind manchmal genau kopiert, können aber auch kleinere Veränderungen aufweisen. Die Briefe weisen auf Gestaltung, Farbigkeit und auch auf die Drucktechnik.
Vorschläge und Ideen kamen aus verschiedenen Quellen nach Ennenda. Zuerst wurden entsprechende Muster gezeichnet, dann die Model gestochen. Die Korrespondenz zeigt (6. Juni) dass man für grössere Mengen zusätzliche Drucker anstellte. Anfang Juli druckte man von 5 Dessins je 2000 Drucke. Am 13. Juli verlangte die Geschäftsstelle in Lugano neue Muster, weshalb "Zeichner Wilhelm" Wieder kommen sollte. Immer wieder erscheint aus Ennenda die Klage, man könne nicht schneller drucken, ein Drucker druckte pro Tag rund 200 Stück. Einzelne Dessins - besonders die Drucke mit schwarzen Figuren - bauchten mehr Zeit für die Herstellung. Auch Pannen und Verbesserungen mussten eingerechnet werden. Im August ging die Nachfrage zurück, denn es zeigte sich, dass Carlo Augusto den Krieg verlor. Bald diskutierte man in der Firma, was mit den unverkäuflichen Drucken noch angestellt werden könnte. Letzte Möglichkeit, um alte Ware loszuwerden war der Verkauf nach Konstantinopel.


Bildertücher mit Alltagsszenen,

Der grössere Teil der der figürlichen Darstellungen auf bedruckten Stoffen machen Genrebilder aus. Es scheint, dass ein Zeichner aus dem grossen Vorrat solcher Motive reichlich schöpfen kann. Aber auch für die Konsumenten sind entsprechende Szenen wohl am leichtesten zugänglich. Hingegen ist es im Rückblick nicht einfach, Vorbilder für die Motive festzulegen und sie einzuordnen und zu datieren.
Diese sog. Genrebilder, also Alltags-, Sitten- oder Gesellschaftsbilder haben den privaten Bereich als Thema, zeigen allgemeinverbindliche Typen und alltägliche Szenen. (vgl. Dessinateurs, Daniel Aebli, 2011)
  Lapisdrucke
In England erscheint breits im Jahre 1808 das altindische Ornament der Palmette, ein halbaufgerolltes, stengelloses Palmblatt auf Cachemire-Schals.
Daniel Köchlin führte dieses Motiv 1810 in Mülhausen ein. Dazu engagierte er den Dessinateur Malaine, der den als Lapis bezeichneten Artikel entwickelte.
Die ursprünglich eher düsteren Tücher bildeten durch eine besondere Drucktechnik, wie Jenny-Trümpy schreibt, ... einen der schönsten und zugkräftigsten Genres, welche die Baumwolldruckerei je gesehen.....

......... Er druckte nämlich
- als erste Farbe ein Reserve-Weiss auf, welches sowohl darüber zu druckenden Beizenfarben als der späler folgenden Indigoküpe Widerstand zu leisten vermochte; alsdann folgten
- als Beizenfarben rote, braune und schwarze Töne und endlich passte er
- nach der Krappfärberei noch
- Tafelgelb ein, welches, soweit es auf Hellblau fiel,
- mit demselben Grün erzeugte.
So war es ihm gelungen, das Krapp-, das Indigo- und das Tafelfarben-Verfahren in höchst origineller Weise in einem Artikel zu vereinigen; ..........

(vgl. Jenny-Trümpy S. 171, 223/4).


Dessinateure, Koloristen der Firma Bartholome Jenny & Cie

in der von Annette Rast-Eicher erwähnten Publikation sind Briefquellen genannt und auch abgedruckt, welche zwei Dessinateure namentlich nennen:
- Wilhelm
- Niklaus Steger-Heer, in der Firma tätig von 1842-1900.
Papierentwürfe mit dem Monogramm N.St. gehen mit grosser Wahrscheinlichkeit auf ihn zurück.
Aus den Briefen geht aber nicht hervor, ob es sich um fest angestellte Dessinateurs handelte oder ob diese selbständig arbeiteten und bisweilen Aufträge für die Firma ausführten. Die Briefstelle vom 9. Juli 1848 lautet: .....Zeichner Steger könnten Sie wohl entlassen ...... und am 17. Juli 1848: ......wir haben an Wilhelm geschrieben, sobald möglich wieder hieher zu kommen, um auch braunbödig mit Pio & C.Albert zu zeichnen.........
- Joseph Weingärtner, Kolorist aus Mülhausen wurde 1838 aus Mülhausen berufen um den damals beliebten Artikel "Lapis" zu vervollkommnen. Diese Tücher sollen besonders in Italien beliebt gewesen sein, wurden dort mehrere Jahrzehnte lang verkauft und zudem in den 1840er und 1850 er Jahren auch für nordische und überseeische Länder produziert (siehe Jenny-Trümpy, S. 323)


Drucke für fremde Völker in späteren Jahren

Für Portugiesisch Ostafrika lieferte Daniel Jenny & Cie in Ennenda im Jahre 1904 bedruckte Stoffe, die er mit Druckmodeln bedruckte, welche bis 1876 in der Schweiz. Kattundruckerei in Richterswil Verwendung gefunden hatten. Daniel Jenny soll sie in den 1880er/90er Jahren dort gekauft haben.

Seit ca. 1900 entwickelte sich auch die Ausfuhr Glarnerischer Produkte nach Westafrika (siehe Texte, verfasst von Adolf Jenny-Trümpy in Musterband 15). Die Einwohner sollen hier batikähnliche Tücher bevorzugt haben. Vorlagen bezogen die Glarner in diesem Falle in Vorderindien.
 
Bartholome Jenny & Cie, Ennenda

Tricolori,
1847/49
Serie Glarus Koll.B, Musterband 3
Bartholome Jenny & Cie, Ennenda

Tricolori, 1847/49
Serie St.Gallen, Koll.A, Musterband 3
Bartholome Jenny & Cie, Ennenda

Tricolori, 1847/49, Detail mit Papstportrait
Serie St.Gallen, Koll.A, Musterband 3

Tricolori, 1847/49
Serie lose Blätter Ennenda

Tricolori, 181847/49, mit Vittorio Emmanuele
Serie St.Gallen, Koll.A, Musterband 3

Tricolori, 1847/49, Detailaufnahme
Serie St.Gallen, Koll.A, Musterband 3

Tricolori, 1847/49
Serie Nürnberg, Musterband 3

Bildertuch, 1860er Jahre
Serie Nürnberg, Musterband 3

Bildertuch, 1860er Jahre
Serie Nürnberg, Musterband 3

Tricolori, 1847/49
Serie ETH Zürich, Musterband 3

Tricolori, 1847/49
Serie ETH Zürich, Musterband 3

Tricolori, 1847/49, mit Papstportrait
Serie ETH Zürich, Musterband 3

Dessin tricoloro (7391), 1847/49
Archiv Ennenda

Dessin tricoloro (7361), 1847/49
Archiv Ennenda

Dessin tricoloro (7364), 1847/49
Archiv Ennenda
 

Bildertuch, 1860er Jahre
Serie ETH Zürich, Musterband 3

Bildertuch, 1860er Jahre
Serie ETH Zürich, Musterband 3

Bildertuch, 1860er Jahre
Serie ETH Zürich, Musterband 3
 

Bildertuch, 1860er Jahre
Serie Glarus Koll.B, Musterband 3

Bildertuch, 1860er Jahre
Serie Glarus Koll.B, Musterband 3

Bildertuch, 1860er Jahre, Detailaufnahme
Serie Glarus Koll.B, Musterband 3
 

Bildertuch, 1860er Jahre
Serie Sent, Musterband 3

Kangas für Portugiesisch Ostafrika ab 1904
Serie Koll. A, St.Gallen 6778, Musterband 15


Kangas für Portugiesisch Ostafrika (Männer und Frauenschurze) ab 1904 von Daniel Jenny & Cie in Ennenda, mit Druckmodeln der Schweiz. Kattundruckerei in Richterswil aus den 1880er/90er Jahren.



Stoffdruck für Westafrika, 1904
Serie Koll. A St.Gallen ()6842), Musterband 15

Stoffdruck für Westafrika, 1904 von Daniel Jenny & Cie, Ennenda
Serie Koll. A St.Gallen (6820), Musterband 15




Papiervorlage
, Ursprung unbekannt, ev. Vorderindien
Aufbewahrung: Archiv, Ennenda

Papiervorlage, Ursprung unbekannt, ev. Vorderindien
Aufbewahrung: Archiv, Ennenda


Stoffdruck für Westafrika
, 1904 von Daniel Jenny & Cie, Ennenda
Serie Koll. A St.Gallen (6805), Musterband 15




 
 
Bartholome Jenny & Cie, Ennenda

Lapis
(8535), 1838-1870
Serie Glarus Koll.B, Musterband 1
Bartholome Jenny & Cie, Ennenda

Lapis (8536), 1838-1870
Serie Glarus Koll.B, Musterband 1
Bartholome Jenny & Cie, Ennenda

Lapis (8538), 1838-1870
Serie Glarus Koll.B, Musterband 1

Lapis (8537), 1838-1880
Serie Glarus Koll.B, Musterband 1

Lapis (8539), 1838-1880
Serie Glarus Koll.B, Musterband 1

Lapis (8540), 1838-1880
Serie Glarus Koll.B, Musterband 1

Lapis (8541), 1838-1880
Serie Glarus Koll.B, Musterband 1

Lapis (8542), 1838-1880
Serie Glarus Koll.B, Musterband 1


Lapis (8549), 1850er Jahre
Serie Glarus Koll.B, Musterband 1

Lapis (8544), 1838-1870
Serie Glarus Koll.B, Musterband 1


Lapis (8548), 1838-1870
Serie Glarus Koll.B, Musterband 1


Lapis (8547), 1838-1870
Serie Glarus Koll.B, Musterband 1

Lapis (8551), 1838-1870
Serie Glarus Koll.B, Musterband 1
 
     


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Last revised November, 2018