Annatextiles INDIENNES - Glarus 18. Jh.


           
Adolf Jenny-Trümpy und seine Sammlungen von Stoffmustern
Von Anne Wanner-JeanRichard, Dr.phil, Rheinfelden, 15. August 2016




     
  Die Musterbände aus Ennenda
Adolf Jenny-Trümpy (1855-1941) stellte Musterbände ganz besonderer Art zusammen. Er sammelte aus der  Vergangenheit seines Kantons, wie aus der Produktion seiner Firma Bartholome (seit 1902 Daniel) Jenny & Cie Druckmuster, die er auf starkes Papier klebte und zu Buchbänden von je ca. 100 bis gegen 350 solcher Musterkarten binden liess. Auf die einzelnen Karten (22x31cm) schrieb er in vielen Fällen oben links in Handschrift das verwendete Farb- und Druckrezept. Falls es sich um ein Muster der eigenen Produktion handelt, erscheint unten in der Mitte der Firmenstempel, andere Herkunft und Herstellungsjahre notiert er oben. Hier finden sich besonders in den ersten vier Bänden Verweise auf die Seiten in seinem 1899/1902 herausgekommenen Werk: Handel und Industrie des Kantons Glarus. Diese Publikation weist keine Abbildungen auf, die Musterbände illustrieren somit gewissermassen das gedruckten Buch.

Bis 1907 entstanden auf diese Weise 4 Bände über Druckstoffe, die mit Indigo, Krapp oder mit Aetzfarben produziert wurden. Von etwa 1909 bis 1928 klebte er Muster in 9 weitere  Bände, und bis 1931 entstanden nochmals 2 Bände. Bis hierher handelte es sich hauptsächlich um Stoffe der Firma Bartholome Jenny & Cie. Die Bände 14 und 15 existieren in einigen Serien ein zweites Mal in grösserem Format (39x52cm). Die 7 letzten Bände bis 1934 befassen sich mit Druckstoffen und Verfahren anderer Firmen. (vgl. unten)

Etwa im Jahr 1934 muss Adolf Jenny die ganze Serie von 22 Bänden abgeschlossen haben. Zu dieser Zeit entstand ein Nachlassinventar (Anm.), in welchem er vorschlug, was mit seiner Sammlung nach seinem Tode geschehen solle. Hier sind auch die Institutionen aufgezählt, denen er Bände geschenkt hatte. Da er sein Werk auch Anderen zur Verfügung stellen wollte, hatte er seine Musterbände im Ganzen in 9 Serien (vgl. unten) verfertigt. Zudem blieben restliche Karten ungebunden, in gelben Couverts in Ennenda.

 
Beim Nachforschen, wo sich diese Musterbände heute, teilweise bis 100 Jahre später befinden, ergab sich, dass die Serien B (Bouvier) und J (Sent) in Privatbesitz vollständig erhalten sind. Auch von Serie A sind alle 22 Bände noch vorhanden, sie gelangte im Jahr 1996 durch Schenkung von Erben ans Textilmuseum St.Gallen. Eine unvollständige Serie blieb, wie oben erwähnt, in Ennenda.

Einige Serien weisen auf dem Titelblatt Widmungen auf, z.B.diejenige für das Glarner Landesarchiv, die sich dort seit 1931 vollständig mit 22 Bänden befindet. Von der für die ETH Zürich bestimmten Serie sind dort noch 17 Bände, die 4 restlichen der Serie (Bände Nr. 14, 15, 19, 20) gelangten ins Sammlungszentrum Affoltern, Zürich, die Bände 14 und 15 sind hier großformatig. Die Serie für Nürnberg gelangte gemäss Eingangsnotiz des Germanischen Nationalmuseums in 3 Lieferungen (1907, 1928, 1931) nach Deutschland und umfasst 15 Bände, die späteren 7 scheinen wohl wegen der Kriegsjahre nicht mehr dorthin gesandt worden zu sein.
Die ehemalige Seidenwebschule Wipkingen und spätere Textilfachschule wechselte im Jahr 2016 ins neue Gebäude an der Hallwylstrasse in Zürich. Bei der Auflösung der früheren Sammlung und der Uebergabe an andere Institute, kamen Adolf Jenny-Trümpys Musterbände nicht zum Vorschein. Sie sind allerdings auch im Katalogband des Instituts von 1950 (Anmerkung) nicht aufgeführt. Von den Bänden, die an die chemischen Institute der Universitäten Zürich und Lausanne geschenkt wurden, liess im September 2023 von der Kollektion in Lausanne der Standort wiederfinden (siehe Liste der Kollectionen).


Anmerkung:
- Handschriftliches Nachlassinventar im Comptoirarchiv in Ennenda
- Schuette 1950, S. 148
(Marie Schuette und Robert Honold, 1950, Gewebesammlung der Textilfachschule Zürich, 1950)




Musterbände von Adolf Jenny-Trümpy, Koll. A.,
in der Textilbibliothek St.Gallen

(zur Zeit der Photo war einer der Bände in der Ausstellung), zu unterst rechts befinden sich 3 weitere Musterbücher, ehemals aus Ennenda




einzelner Band (hier Band 3, Krapp)












erste Seite mit handschriftlichem Titel (hier Band 1)

 
  von ursprünglich 9 Serien sind gemäss Nachforschungen im Jahr 2016 und Info 22.09.2023,
folgende Bestände bekannt:
 
  Kollektion:
1 - Koll. A
2 - Koll. B
3 - Koll. J (H,C)

4 - Koll. H
5a - Koll.K
5b - Koll. K
6 - ?
7 -
8 - Koll. G
9 - ?
loser Bestand
Verteilung dch. A.Jenny-Trümpy
Nachlass Daniel Jenny-Squeder
Nachlass Guido Jenny-Staub
Nachlass Reto Jenny-Grob

Landesarchiv Glarus
Eidg.Techn.Hochschule

Universität Zürich
Univesität Lausanne
German.Nat.Mus.Nürnberg
Seidenwebschule Zürich
Comptoir Daniel Jenny & Cie.
Aufbewahrung heute
St.Gallen Textilmuseum
privat
privat

Landesarchiv Glarus
Nationalmuseum Zürich
ETH Hönggerberg, Zürich
verschollen
Musée historique de Lausanne
German.Nat.Mus.Nürnberg
verschollen
Comptoir Archiv
Bestand
22 Bände + 2 im Grossformat
22 Bände + 2 im Grossformat
22 Bände

19 Bände + 2 im Grossformat
4 Bände (14,15,19,20)
17 Bände

Inv. Nr. AA.MI.9553 (20 Bände)
15 Bände

31 Couverts unvollständig









Info 22.09.2023

     
  Einteilung der einzelnen Serien nach Themen, gemäss Adolf Jenny-Trümpy  
 
A-1





A-2
A-3
A-4
Musterbände
Band 1,2

Band 3
Band 4
Band 5-12
Band 13
Band 14,15

Band 16,17,18
Band 19, 20
Band 21
Band 22
Inhalt
Indigo
Krapp
Aetzartikel
Türkischrot und anderes
Plangi
Batik

Wolldruck
Wolldruck auf Seide
Chiné
mit Musterkartellen
Datierung der Muster
1820-1920
ab 1840
ab 1830/47
ab 1820
ab 1900
ab 1845

vor 1860/70
1880-1932
1700-1932

Fertigstellung
1904

1906
1907
1928
1928
1931

1933
1933
1934
1934
 
 
  .    
  Zum Inhalt der Musterbände

Es ist unbekannt, wie Adolf Jenny-Trümpy dazu kam, seine Musterbände zusammenzustellen. Allerdings begann er damit, als abzusehen war, dass die Druckereiabteilung der Firma 1907, wie schon zuvor zahlreiche Druckfabriken im Kanton Glarus, schließen musste und mit der Räumung die vielfältigen Erzeugnisse zu verschwinden drohten.
Sein Interesse an der Entwicklungsgeschichte der Zeugdruckerei ist unbestritten. Hatte er doch neben seiner Arbeit in der Farbenküche jahrelange Forschungen betrieben und 1898 und 1902 ein umfassendes wirtschaftshistorisches Werk in zwei Teilen, mit insgesamt 836 Seiten, herausgegeben. Wie schon erwähnt finden sich hier keine Illustrationen. Aus diesem Grunde begann Adolf Jenny vielleicht, aus dem reichen Fundus in seiner Firma nach Stoffbeispiele zu seinen Texten zu suchen. Auf diesen einzelnen, später zu Buchbänden gebundenen Karten, notierte er die Herstellungsweise handschriftlich und verwies besonders in den vier ersten Bänden häufig auf Texte in seiner gedruckten Publikation.

Die Musterbände führen weiter als das Buch, denn der Autor behandelt in den letzten Bänden auch den Stoffdruck im 20. Jahrhundert. Diese Bände Nr. 16 bis 22 weisen neben den Stoffbeispielen auf Karten vermehrt Texte (Anhang) und Erklärungen zum Druck auf Wolle und Seide auf. Band 21 behandelt die Geschichte der Plangi- und der Ikat-Technik bis zum späteren Kettdruck und den Chiné und Jaspé Stoffen (siehe
eingefügte Texte in Kapitel Orient).

 

Wie in den früheren Bänden sind die Ausführungen begleitet von originalen Stoffbeispielen und den Beschreibungen der verwendeten Farbrezepturen. Das Gesamtwerk der Musterbände bildet somit eine Darstellung des Stoffdruckes vom 18. bis ins 20. Jahrhundert. Gleichzeitig entstand dabei eine bebilderte Geschichte der Farbstoff Entwicklung im 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Es stellte sich die Frage, ob die 9 verfertigten Serien von Musterbänden identisch sind, oder ob sich innerhalb der Serien Unterschiede finden. Die einzelnen Stoffmuster können wohl im Dessin unterschiedlich sein, in den verwendeten Farbrezepten sind sie jedoch gleichartig. Die Anzahl der Seiten kann in gleichbetitelten Bänden ungleich ausfallen. In den späteren Bänden finden sich zunehmend längere handschriftliche Texte mit Erklärungen. Diese Texte zeigen mit ihren verschiedenen Handschriften, dass Adolf Jenny mehrere Helfer beschäftigte. Dasselbe lässt sich auch bei den Musterkarten feststellen.

In den Musterbänden zeigen die meisten Karten Stoffdruckmuster aus der Firma Bartholome Jenny & Cie, dies bekräftigt der Firmenstempel im unteren Kartenrand, in der Mitte. (unten) Als Ausnahme sind interessante Musterbeispiele anderer Firmen einbezogen.
 
Doppelblau mit Weiss, 1830-1880, Firma Bartholome Jenny & Cie.,
Couvert 1 B, loser Bestand, Ennenda
 
Uso Rouen, 1850er Jahre, Mordantfarben und Katechu, illuminiert mit Tafelviolett, Firma Bartholome Jenny & Cie., Couvert 3 A, loser Bestand, Ennenda
  .    
 
     


Inhalt Ennenda


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