ANNE WANNER'S Textiles in History   /  exhibitions

 
Burgmatt
Mehrzweckraum
hinter Restaurant Anker
Hauptstrasse 93,CH-4322 Mumpf, Switzerland


www.a-z.ch/veranstaltungen/i/127477619
opening hours:
daily 2 pm - 5 pm
saturday and sunday 2pm to 7 pm

entrance fees: free

Die textile Kunst der Mathilde Riede-Hurt

embroidered tapestries

1st January to 19th January 2014
every day from 2 pm to 7 pm


   

 

  Geboren 1906 als Tochter des Fährenbauers Eugen Hurt, wuchs Mathilde in Mumpf auf, wo sie die Schulen besuchte und später selber als Handarbeitslehrerin wirkte. 1934 verheiratete sie sich mit Josef Riede aus Ludwigshafen, wo das Paar nun auch Wohnsitz nahm. Hier setzte sie ihre bereits in der Schweiz begonnene Tätigkeit als Kunststickerin fort. Sie entwickelte dabei eigene Knüpftechniken, die nun gepaart mit Geist und Emotionen zu Wandteppichen mit erstaunlicher Ausdruckskraft führten. Dass darin ihre unsägliche Leidenszeit während des 2. Weltkrieges mit hinein verwoben ist, spürt der Betrachter bei längerem Verweilen recht gut. Mathilde Riede-Hurt widmete ihre Werke den Volksbräuchen, dem Zeitgeschehen, den Menschen und den Blumen, dem Spirituellen und der Heimat. Im Laufe der Jahre hat die Künstlerin über 100 Wandteppiche bestickt und später auch mit Applikationen versehen. Es ist nun gelungen, aus verschiedenen Sammlungen und Museen gegen 30 Wandteppiche für die Ausstellung zu erhalten. Die Ausstellung im Heimatdorf Mumpf möchte das Andenken an die Künstlerin Mathilde Riede-Hurt und ihre Werke im Nachgang zum 25. Todestag erneuern und erhalten. Die Ausstellung wird organisiert vom Dorfmuseum Alter Dreschschopf Mumpf unter dem Patronat der Gemeinde Mumpf.

«Wir sollten nicht nur vorwärtsschauen», sagt Gerhard Trottmann. «Unsere Geschichte besteht aus vielen Löchern. Diese gilt es zu stopfen.» Eines der Löcher in der Geschichte von Mumpf hat sich der pensionierte Lehrer jetzt angenommen.
Es war der Zufall, der Trottmann zu der Künstlerin Mathilde Riede geführt hat. Eine Kollegin erzählte ihm von der Frau, die in Mumpf aufgewachsen war und während des Zweiten Weltkriegs mit ihrem Mann in Deutschland lebte. Trottmann begann sich über das Leben von Riede zu informieren, war fasziniert und staunte, dass man in Mumpf so wenig von der Künstlerin wusste. Er nahm Kontakt auf zu den zwei Kindern von Riede. Zweimal traf er die 78-jährige Tochter an ihrem Wohnort Spiez, einmal kam sie nach Mumpf. Sie gewährte Trottmann einen Einblick in das Schaffen von Riede, zeigte ihm Auszüge aus ihrem Tagebuch, die Bildteppiche, die ihre Mutter während des Zweiten Weltkrieges in stundenlanger Arbeit gestickt hatte.
Trottmann hatte das Gefühl, auf einen verstaubten Schatz gestossen zu sein. Mathilde Riede, 1906 in Mumpf geboren, machte eine Ausbildung als Handarbeitslehrerin. 1934 heiratete sie den Deutschen Josef Riede und zog mit ihm nach Ludwigshafen. Dadurch verlor sie das Schweizer Bürgerrecht. Sie rebellierte auf ihre Art gegen das Naziregime Deutschlands. Laut Trottmann habe ihr Sohn einst erzählt, dass sie bei einem Besuch von Hitler in Ludwigshafen aufgefordert wurde, eine Hakenkreuz-Fahne aufzuhängen. Sie habe sich geweigert und eine lange Unterhose aufgehängt.
Ihre Ängste, Sorgen und Sehnsüchte nach zu Hause verwob Riede in Stoffe. Sie erfand neue Stiche, viel komplexer als der normale Kreuzstich, sodass Bildteppiche entstanden, die nicht nur durch die Geschichten, die sie erzählen, überraschen, sondern auch durch ihre Machart. Da der Grundstoff so dicht bestickt ist, haben die Bilder von Riede beinahe eine dreidimensionale Wirkung. Trottmann sagt, dass Riede wohl stundenlang gesessen und Stich für Stich gemacht haben muss. «Eine unvorstellbar harte Arbeit.»
Als Riede nach traumatischen Kriegsjahren in die Schweiz zurückkehrte, fand sie ein anderes Fricktal vor als dasjenige, das sie verlassen hatte. Trottmann zitiert einen Textabschnitt aus ihrem Tagebuch: «Merkwürdig, ich war die Einzige, die nichts an Fricktalertum verloren hatte, und dennoch war ich eine Fremde im eigenen Dorf. Was ging alles verloren?» Riedes Leben und ihre Kunstwerke seien eng verbunden mit ihrem Lebenslauf, so Trottmann. Die Ausstellung mit den 27 Teppichen, Bildern und satirischen Gedichten gibt den Blick frei auf eine starke Mumpfer Persönlichkeit.

       
       

 
   

home content Last revised 2nd January 2014