ANNE WANNER'S Textiles in History   /  publications

Texte einer ersten Version, zum Beitrag in der St.Galler Geschichte, 2003
Die überarbeitete Version, zusammen mit Beiträgen von Marcel Mayer, Dr.phil, wurde publiziert: Vom Entwurf zum Export: Produktion und Vermarktung von Sankt-Galler Stickereien 1850-1914 von Anne Wanner-JeanRichard und Marcel Mayer, in: Sankt Galler Geschichte 2003, Band 6, die Zeit des Kantons 1861 - 1914, S. 143 - 168
ISBN 3-908048-43-5 (2003 Amt für Kultur des Kantons St.Gallen)

Abschnitte 1-4: Entwerfer, Exporteure
Abschnitte 5-9: Industrie-Ausstellungen, Stickmaschinen, Produkte

Abschnitte 10-13: Schule, Gestaltung
Literatur, Zitate

       

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Ausstellungen

Industrie-Ausstellungen
Nach der Aufhebung der zünftischen Wirtschaftsordnung im frühen 19. Jh. hatten sich Handwerks- und Gewerbevereine gebildet. Zu ihren mannigfaltigen Aufgaben gehörte auch die Veranstaltung von Gewerbeausstellungen. In den Berichten zu den Ausstellungen finden sich zeitgenössische Beschreibungen zu Ostschweizer Stickereien, zu Fabrikanten und zu Textilentwerfern und ihrer Arbeit. Die Bemerkungen zur Handstickerei weisen auf eine Epoche, die der später so bedeutsamen Maschinenstickerei vorausging, beleuchten damit die frühe Entwicklung und seien deshalb den folgenden Ausführungen als Ausgangspunkt immer wieder vorangestellt.

Eine erste schweizerische Industrie-Ausstellung öffnete ihre Tore im Jahre 1843 in St.Gallen (A1). Der Autor des Katalogs betont, dass ein Zeichner neben Geschmack, Kunstsinn, manueller Fertigkeit auch eine gute Kenntnis der textilen Technik haben müsse, vor allem sollten ihm die Wirkungen der feinen Reliefierungen und Applikationen wohl bekannt sein. In der Literatur (A2) sind oftmals Pariser Auftraggeber erwähnt, die seit 1830 schon vorgezeichnete Stoffe zum Besticken in die Ostschweiz sandten. Dem gegenüber betont der Katalog von 1843 die “eigenen Ideen” des Entwerfers Johann Ulrich Rohner, und damit ist diese Tätigkeit bereits vor der Jahrhundertmitte in St.Gallen selber belegt. Die Bedeutung von Paris blieb aber noch lange sehr gross, nennt doch die Leipziger Zeitung vom 10. Mai 1851 (A3) den Dessinateur als die wichtigste Person in der Stickerei und Paris als Hochburg des Stickereientwurfs. In Paris unterscheide man zwischen den “dessinateurs du premier rang” und deren Nachahmern. Fabrikanten von überall her sandten ihre Lokalzeichner auf ihre Kosten einige Wochen in diese Stadt, andere Unternehmer kauften hier fertig gezeichnete Entwürfe. Die Dessinateure kleinerer Orte veränderten daraufhin solche Vorlagen je nach Bedürfnis.

Eine wichtige Eigenschaft der Ostschweizer Handstickereien lag in deren Wohlfeilheit. St.Galler
  Kaufleute, im internationalen Handel seit Jahrhunderten geübt, hatten im 18. Jh. in der Stickerei ein neues Betätigungsfeld entdeckt. Sie vermittelten ausländischen Aufträge an Heimarbeiterinnen weiter, und für diese anspruchslosen Stickerinnen in bäuerlicher Umgebung war dies oft die einzige Möglichkeit bares Geld zu verdienen. Im Katalog der zweiten Schweizerischen Gewerbeausstellung von 1848 in Bern (A4) findet sich die Bemerkung, es leiste kein anderes Volk in dieser Art der Stickerei so Vorzügliches, zu so bescheidenem Lohn. Der Londoner Bericht von 1851 (A5) erwähnt, dass Stickereien aus der Schweiz oft als französische Broderie verkauft werde, ja, mehr als die Hälfte der Stickereien würden von Appenzellerinnen angefertigt, denn in der Ostschweiz sei die Handarbeit extrem billig.

Nach viel beachteten Anlässen im Inland, beteiligten sich Schweizer Fabrikanten an einer Reihe internationaler Ausstellungen, die zeitlich ungefähr mit der Regierungszeit von Napoleon III (185l-1870) zusammenfallen. Diese Jahre bedeuteten auch den Höhepunkt der feinen Hand-Weissstickerei, und in dieser Zeit erlangten entsprechende Ostschweizer Stickereien jene internationale Bekanntheit, die sich für die weitere Entwicklung als grundlegend erwies.


Anmerkungen:
A1 - H. Schinz, Bericht über die Schweiz. Gewerbs- und Industrie-Ausstellung in St Gallen, 1843
A2 - verschiedene Autoren, z.B. Heinrich Wartmann, Industrie und Handel des Kantons St.Gallen, 1875, S.553; A.Fäh, Beiträge zur Geschichte der Handstickerei von Appenzell Innerrhoden, 1913, S. 15; Karl Neff, die Appenzeller Handstickerei Industrie 1929, S. 8; Leopold Iklé, Schweiz.Landesausstellung in Zürich 1883, Bericht über Gruppe 5: die Stickerei, Zürich 1884
A3 - Beilage zur illustrierten Zeitung, Leipzig, 10. Mai 1851
A4 - Bericht über die 2. allg.schweiz. Industrie- und Gewerbeausstellung in Bern 1848, Bern 1849
A5 - official descriptiive and illustrated Catalogue in three volumes, of the Great Exhibition 1851,London 1851, vol. III, Switzerland, p. 1278
       

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Maschinen

Erste Stick-Maschinen gelangten schon 1828 nach St.Gallen, aber erst in den 1840er Jahren liessen sie sich befriedigend einsetzen.
An der Londoner Weltausstellung von 1851 war der Schweizer Maschinenbau nicht vertreten. In der Schweiz war man der Ansicht, ein Transport der Maschinen lohne sich nicht, denn die Engländer würden auf diesem Gebiet doch alles andere in den Schatten stellen. Textilmaschinen hatten sich bereits im 18. Jh. in Nottingham entwickelt, und die britischen Fadenindustrie erlebte dadurch einen grossartigen Aufschwung. Der Schweizer Berichterstatten G. Delabor (A6) bedauerte die Haltung seiner Landsleute und meinte, man müsse auf die Fortschritte der Engländer ein besonders wachsames Auge haben, da sie sich daran machten, selber Stickmaschinen zu entwickeln.
Die mechanischen Werkstätten wie Escher und Wyss in Zürich, Rieter und Sulzer in Winterthur, St.Georgen bei St.Gallen hätten unbedingt einzelne Proben ihrer Leistungsfähigkeit nach London senden müssen. Es war denn auch die Fabrik in St.Georgen, die zwischen 1852 und 1854 die ersten brauchbaren Stickmaschinen nach St.Gallen lieferte.
An der Pariser Ausstellung von 1855 (A7) war diese Stickmaschine ausgestellt. Fedor Schnorr aus Plauen äussert sich darüber sehr begeistert, er wollte sofort eine solche erwerben. Zunächst gingen die Ostschweizer auf seinen Wunsch nicht ein, und es gelang Schnorr erst einige Zeit später, zwei Leute zu finden, die für ihn eine Stickmaschine bei Nacht und Nebel über den Bodensee schmuggelten. Die erste arbeitsfähige Stickmaschine lief in Plauen am 2. Januar 1858 (A8).

Es war also für die Fabrikanten in der Ostschweiz überlebens­wichtig, mit der Entwicklung Schritt zu halten. Neben dem Maschinenbau schenkte man besonderen Techniken Beachtung, dem guten Musterentwurf, wie der künstlerischen Ausbildung von Entwerfern und Industriellen kam ebenfalls eine entscheidende Bedeutung zu.

Die Pariser Weltausstellung von 1867 (A9) betonte weiterhin Frankreich als wichtigsten Lieferanten von Musterzeichnungen.
  Am Boulevard des Capucines befand sich die “Maison Blanche”, und Leopold Meunier, Direktor des Unternehmens, beschäftigte eine grosse Anzahl der geschicktesten Künstler und Facharbeiter. Man vermutete, dieses Haus sei das grösste Weisswarengeschäft der Welt überhaupt, hier fliesse zusammen, was irgendwie und irgendwann in der Weisswarenindustrie geleistet werde.
Um die Abhängigkeit von Paris aufzuheben, bedurfte es in den anderen Ländern einer besseren künstlerische Ausbildung.

Die Entwurfszeichnung der Schweizer Arbeiten gerieten gerade an dieser Ausstellung unter einige Kritik (A10). Der Wiener Jakob von Falke bemerkte, man begegne viel Schnörkel des Rokoko, und einem Naturalismus, den er abschätzig als “naturalisitische Blumistik” bezeichnete. Diese und andere Aeusserungen nahm man in St.Gallen ernst, sie trugen bei zur Gründung der Zeichnungsschule von 1867. Der Erfolg zeigte sich bereits an der folgenden Weltausstellung von 1873 in Wien (A11). Jacob von Falke stellte eine Veränderung fest und meinte, die Schweizer Industrie sei zwar immer noch auf Export ausgerichtet, und von ausländischen Kundenwünschen abhängig, doch zeigten die Muster einer Zeichnungsschule in St.Gallen einen ersten Beginn von Geschmacksveränderung.


Anmerkungen:
A6- Gangolf Delabar, Bericht über die Weltausstellung in London 1851, St.Gallen und Bern 1852, S. 161.
A7 - Gangolf Delabar, Bericht über die Weltausstellung zu Paris im Jahre 1855
A8 - Erhardt Willy, das Glück auf der Nadelspitze, Plauen 1995, S. 21, 22
A9 - Illustrierter Katalog der Pariser Industrie-Ausstellung von 1867, Leipzig 1868
A10 - Jacob von Falke, die Kunstindustrie der Gegenwart, Studien auf der Pariser Weltausstellung im Jahre 1867, Leipzig 1868
A11 - Jacob von Falke, Die Kunstindustrie auf der Wiener Weltausstellung von 1873, die Schweiz, p. 27, in: Carl      von Lützow, Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873, Leipzig 1875


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Vergleich

Ein Vergleich von Aeusserungen in verschiedenen Katalogen
gibt ein zeitgemässes Stimmungsbild
über das Aufkommen und Ueberhandnehmen der Maschinenstickerei und damit auch über den Erfolg der Schweizer Anstrengungen auf technischem wie auf künstlerischem Gebiet:

1857 in Bern: die Maschinenprodukte erregten Aufsehen, aber ohne der Handstickerei zu schaden.
1862 in London: Zwei Schweizer stellten Maschinenprodukte aus, nämlich Rittmeyer & Co, St.Gallen und J.C. Altheer in Speicher.
1873 in Wien: die Abteilung war mit 21 Ausstellern vertreten.
Die Zeichenschule St.Gallen wird lobend erwähnt.
1876 in Philadelphia: die Zeichnungsschule St.Gallen erhielt einen Preis.
1878 in Paris: Man sah mehr Maschinenstickerei als Handstickerei. Maschinenarbeiten zeigten bessere Entwürfe.
1883 in Zürich: 24 Aussteller vertraten die Maschinenstickerei, durch deren Aufblühen sei der Handstickerei die grösste Konkurrenz erwachsen.
1889 in Paris: Die Handstickerei habe von der sich entwickelnden Maschinenstickerei einen schweren Stoss erhalten, manche prophezeiten ihren gänzlichen Untergang. Der Zeichnungsschule St.Gallen wurde eine goldene Medaille übergeben.
1914 in Bern: Man betonte, dass die Handstickerei noch zu sehen sei.

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Produkte

Die Produkte
In den Kommentaren zur Londoner Weltausstellung von 1851 sind Ostschweizer Handstickereien beschrieben, zudem bildet die Leipziger Zeitung vom 10. Mai 1851 einen Teil jener Werke ab.
Das Tischtuch mit englischem Wappen im Zentrum hat sich im Textilmuseum St.Gallen bis heute erhalten. Die Ausstellungsbesucher konnten damals zwei fast identische Decken bewundern, die reichere Arbeit mit Wappen soll fünfmal teurer gewesen sein.
Weitere Stickereien der Firma Joh. Ulrich Tanner aus Bühler sollten ebenfalls die Leistungsfähigkeit der Ostschweizer Handstickerei darstellen. Auf einer Arbeit ist der Rütlischwur, auf einer anderen der Tellsprung, jeweils im Kranz von 22 Schweizer Kantonswappen, wiedergegeben.
Verzierte Damenroben, Manschetten, Kragen, Taschentüchern zeigen eine technische Vollendung, die sich nur durch längere Kenntnis und Entwicklung der feinen Sticktechniken erreichen liess.

In ihren Anfängen verwendete die Heimstickerei der Ostschweiz vor allem Kettenstich. Mit einer Tambourier- oder Häkelnadel zog die Stickerin Schlinge um Schlinge durch das straff in einen Rahmen gespannte Gewebe, dabei entstand eine Linie aus Kettengliedern. Neben den Linien musterte sie die Flächen mit feiner Durchbrucharbeit.
Die feine Weissstickerei ist etwas jünger und geht ins frühe 19. Jh. zurück. Grundlagen bilden hier ein leicht reliefierter Plattstich, zusammen mit weiteren Sticharten, sowie Durchbrucharbeiten und Nadelspitzen. 1843 meinte der Autor des St.Galler Ausstellungskataloges, für gewöhnliche Arbeiten verwende die Stickerin den Ketten- oder Häkelstich, bei feineren Arbeiten den Plattstich.

Grosse Decken, wie in London 1851 gezeigt, fehlen an späteren Weltausstellungen, war ihre Produktion doch sehr zeitaufwendig. Die Herstellung der Stickerei mit Wilhelm Tell soll 21 Monate gedauert haben.
Später stellten man kleinere Arbeiten in feiner Weissstickerei aus, wie Taschentücher, Kragen, Manschetten. In technischer Hinsicht erreichten die Stickerinnen mit den Reliefstickereien einen Höhepunkt, aber auch diese Kunstwerke wurden nur eine kurze Zeit verfertigt. Koch & Co., ein Unternehmen, das für solche Miniaturstickereien mehrere Preise erhielt, musste 1857 aufgelöst werden.

Erhaltene Stickereien zeigen, dass sich vor allem Vorhänge zum Verzieren mit Kettenstich eigneten. Die einnadelige Kettenstichmaschine, obwohl in St.Gallen seit dem Jahre 1867 bekannt, verbreitete sich

  hier nur sehr zögernd, und man führte die Verzierungen noch jahrelang von Hand auf dem Stickrahmen aus.
Erst im späteren 19. Jh. erlangte die Kettenstichmaschine für die sog. Grobstickerei Bedeutung, denn zur massenhaften Herstellung von Vorhängen erwies sie sich als unentbehrlich. Eine Abbildung in der Leipziger Zeitung beweist, dass schon die Londoner Ausstellung von 1851 einen reich verzierten Rideaux zeigte. Dieses frühe Beispiel ist leider verschollen, aber eine wohl für die New Yorker Weltausstellung von 1853 verfertigte Store, befindet sich heute im Cooper Hewitt Museum in New York.
Andere berühmte Bestellungen sind aus der Literatur bekannt, so konnten im Jahre 1873 Vorhänge für den Empfangssaal des Weissen Hauses in Washington geliefert werden.

Einige Entwürfe zu den ausgestellten und prämierten Kettenstichvorhänge entstanden in der Zeichnungsschule St.Gallen. Eine ganze Anzahl davon haben sich im Textilmuseum erhalten. Als Beispiele seien genannt: eine 1876 für Philadelphia verfertigte Store, ein Vorhang von 1890 mit heraldischer Amerika Darstellung, Vorhänge für die Pariser Weltausstellung von 1889.

Mit diesen erwähnten, handgearbeiteten Repräsentationsstücken lassen sich die ersten Maschinenarbeiten nicht vergleichen. Zunächst entstanden bestickte Streifen, Bänder, Entredeux, die man mit Hilfe der neu erfundenen Nähmaschine an Decken oder Kleider als Randverzierungen und Rüschen annähte.

Ein Bemühen um möglichst grosse Transparenz ist von Anfang an ersichtlich. Mit ihren speziellen Lochmustern erreichten die “broderies anglaises” grosse Erfolge. Zum eigentlichen Höhepunkt der Stickereispitze führte die Erfindung der Aetztechnik im Jahre 1883. Mit Baumwollgarn (pflanzlich) wird auf ein seidenes (tierisch) Trägergewebe so gestickt, dass sich die Stiche gegenseitig halten. Früher entfernte man daraufhin das Trägergewebe mit Natronlauge, heute genügt bei neuen Methoden warmes Wasser. Die Stickerei blieb als Spitze übrig. Diese Technik ermöglichte die Nachahmung fast aller historischer Spitzenarten. In den Ausstellungsberichten sind die Maschinenarbeiten höchstens kurz erwähnt. Bilder finden sich in Modezeitungen, wie etwa Harper’s Bazar oder in Warenhauskatalogen, wie Montgomery Ward & Co, auch in Versandkatalogen, wie jener von Jelmoli in Zürich.

       

 

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Handstickerei 19./20. Jh.

Auch im Zeitalter der Maschinenstickerei lebte die Handstickerei weiter. Eine ganze Reihe in feinster Weissstickerei verzierte Wäschestücke, Kissenbezüge und auch Tischdecken zeigt galante, wie historische Szenen. In jüngerer Zeit gelangten einige dieser Stickereien ins Textilmuseum, es ist aber bis heute nicht gelungen, die näheren Umstände ihrer Entstehung zu klären, sie müssen im späten 19. Jh. entstanden sein. In einigen Fällen liessen sich Vorlagen in bekannten und beliebten Buchillustrationen wiederfinden. So stickte man die Decke mit Szenen aus dem Leben von Napoleon I. nach Bildern des Historienmalers Vernet. Eine anderes Tischtuch mit Bildern zu Goethes Faust übersetzte die Kupferstiche von..... in Stickerei. Das stilverwandte Flötenkonzert Willhelms des Grossen befindet sich heute im Nürnberger Museum.
Kleinere Stickereien entstanden seit 1915 im Atelier des Kunstmalers H.C. Ulrich. In Weissbad stickten Appenzellerinnen Rokokodamen, sie verwendeten alte Durchbruchtechniken erneut.

Neben weissen Stickereien entstanden farbige Arbeiten in verschiedene Techniken. An der Schweizerische Landesausstellung von 1883 in Zürich zeigte die Firma Rittmeyer Maschinenstickereien in Applikationstechnik. Nach dem Stickvorgang wurden die einzelnen Motive ausgeschnitten und auf eine neue Unterlage in neuer Zusammensetzung appliziert. Rittmeyer zeigte 1889 in Paris einen bestickten Lambrequin mit Blumenmotiven, er hat sich im Textilmuseum erhalten.
Jacob August Giger (1888-1974), der 1912 eine Stickereifirma in St.Gallen gründete, exportierte farbige Motive nach USA. Zur Zeit des 2. Weltkrieges hielt er eine ganze Sendung zurück und stapelte die bereits verpackten Arbeiten in seinem Estrich. Erst 1964 bei Auflösung der Firma entdeckte man sie wieder, einige von ihnen fanden daraufhin den Weg in Museen.

  Arnold Fraefel arbeitete in seiner Firma für kirchliche Stickerei ebenfalls mit Applikationstechnik.
In Berichten von Weltausstellungen ist seine Firma nicht genannt, doch sollen seine Arbeiten an einer Ausstellung in Rom eine goldene Medaille erhalten haben, wie ein von ihm herausgegebener, gedruckter Katalog erwähnt.
Sein Haus erlebte 1910 die grösste Blüte, er unterhielt damals mehrere Filialen in Deutschland und USA. Für den St.Galler Bischof Augustinus Egger (1882-1906) schuf die Firma einen Ornat, es war dies der letzte für die Kathedrale von St.Gallen verfertigte Ornat.

Eine Besonderheit der Jahre um 1914 bildeten farbig bestickte Postkarten, sie sind in grosser Anzahl erhalten geblieben.


Referenz- und Musterbücher
Die Fabrikationsunternehmer stellten für ihre Kunden zweimal jährlich neue Musterkollektionen zusammen. Ein Vertreter reiste mit diesen Kollektionen zu den Kunden, um Aufträge einzuholen. Grossen Wert legte man auf die Aufbewahrung der Muster. In speziellen Musterzimmer hütete man Folianten mit eigenen und auch mit fremden Stickereimustern. Diese Musterbücher wurden von Angestellten betreut, einer vorgegebenen Numerierung entsprechend klebten sie die Muster in Referenzbüchr, oftmals in mehreren Ausführungen. Ein Buch blieb im Musterzimmer, als Vorführbuch für Kunden, eines war für die Zeichner und für das Firmenmuseum bestimmt, ein weiteres diente der Speditionsabteilung. Heute sind die Musterbücher der wichtigsten St.Galler Stickereifirmen in der Textilbibliothek zu finden.

       

  Entwerfer, Exporteure Ausstellungen, Produkte Schule, Gestaltung Literatur  

content  Last revised 26 July, 2006