Annatextiles VOCABULAR - Embroideries |
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Antependium, 1320, Textilmuseum St.Gallen, Inv. Nr. 24091 (Textilsammlung Ikle 1908, Nr. 1198). 86 cm x 170 cm. |
Altarfrontal 14th century, |
Altarbehang: 1.Hälfte 14. Jahrhundert Textilmuseum St.Gallen, Inv. Nr. 24090 (Textilsammlung Ikle 1908, Nr. 1197). Höhe 93 cm Breite 160 cm |
Altarfrontal 14th century, |
Altarbehang
der wohl an den christlichen Hochfesten Weihnachten und
Ostern Verwendung fand. Acht Einzelteile (drei Bildfelder
und acht ornamentale Borten). Hochrheinischer Raum, vermutlich Engelberg, Benediktinnerinnenkloster, wohl um 1320, Provenienz: Sarnen, Benediktinerinnenkloster St.Andreas. Wurde 1976 in der Abegg-Stiftung, Riggisberg, restauriert. Seiden- und Metallstickerei auf naturfarbenem Leinengrund, verschiedenfarbige Seidenfäden, in Stielstich und im musterbildenden Flachstich, Gold- und Silberfaden in Anlegetechnik. Die Stickerei ist an vielen Stellen ausgefallen. Dort ist die Vorzeichnung sichtbar. |
Altarbehang:
Leinen- und Seidenstickerei ehemals Benediktinerinnenkloster St.Andreas zu Engelberg Bis 1890 sicher im Benediktinerinnenkloster St.Andreas in Samen. 1902/04 mit der Schenkung der Stickereien- und Spitzensammlung Leopold lklé an das Industrie- und Gewerbemuseum in St-Gallen gelangt. |
Text
aus: Antependien des 14. Jhs, in: Textikunst, Heft 1,
1981, S. 23 Die beiden Altarbehänge gelangten zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit der Schenkung Leopold Ikles in das Textilmuseum St. Gallen. Vorher hatten sie sich im Benediktinerinnen-Kloster St.Andreas in Sarnen befunden, zeitweise etwas unbeachtet, denn der eine Behang konnte von einem Pater gerade noch vor dem Schicksal eines Putzlappens gerettet werden. Spuren der Jahrhunderte sind denn auch heute noch sichtbar: viel farbige Seidenstickerei ist ausgefallen, manche Formen erscheinen verwischt und unklar. Unter den Händen von fachkundigen Restauratorinnen der Abegg-Stiftung in Riggisberg verschwanden aber alle Verunreinigungen und verzogenes Gewebe wurde wieder gerade gelegt. Die Nonnen von St. Andreas hatten sich 1615 von dem Doppelkloster in Engelberg (Innerschweiz) getrennt und waren nach Samen übergesiedelt, somit stammen die Antependien, soweit sich das zurückverfolgen läßt, aus Engelberg. Das eine weist in seinen beiden Seitenfeldern geometrische Musterung auf. Es sind Achteckfelder mit steigenden Löwen, Hirschen oder stilisierten Bäumchen. Das weißgrundige Mittelteil zeigt Medaillons mit dem Lamm Gottes und den 4 Evangelistensymbolen, sowie dem Verkündigungsengel und der Maria. In den Inschriftenfriesen, welche die Hauptfelder voneinander abgrenzen, wird Abt Walther genannt. Es muß sich um Walther III. handeln, der von 1317-1331 in Engelberg sein Amt ausübte. Ein Vergleich mit dem sog. Agnesmantel, der bis heute in Engelberg aufbewahrt ist, drängt sich auf. Wahrscheinlich schenkte Königin Agnes dem Kloster bestickte Decken, welche dort zu einem Pluviale umgearbeitet wurden. Bei dieser Gelegenheit muß man eine Schmuckborte und eine Inschriftenborte angefügt haben, und nach Auskunft der Inschrift, in welcher der Name Agnes erwähnt wird, wäre dies um 1318 geschehen. Der Mantel ist mit einem Netz von Rauten bestickt, und in den Feldern wechseln Adler und Löwen mit geometrisierten Pflanzenmotiven ab. Aber nicht nur diese Tiere und Pflanzen erinnern an den Altarbehang in St. Gallen, auch die Sticktechnik ist sehr ähnlich: beide Male sind Rahmen und Motive mit weißen Leinenfäden und versetztem Gobelinstich in doppelten Stichen gestickt. Bei den Gründen ist das leinene Grundgewebe mit farbigen Seidenfäden in Stielstich vollständig ausgestickt. Dieselbe Gestaltungsweise, z.T. mit unterschiedlichen Sticharten, kommt auch auf anderen in Samen aufbewahrten Stickfragmenten vor, und es sieht so aus, als hätten wir hier typische Merkmale für schweizerische Stickerei des 14. Jahrhunderts vor uns. Diese Annahme wird bekräftigt durch die Tatsache, daß auch bei schweizerischen Leinenstickereien des 14. Jahrhunderts die beschriebene Art des Plattstiches und die Darstellung von Tieren und schematisierten Pflanzen häufig anzutreffen ist. |
Das
andere St. Galler Antependium zeigt demgegenüber
vermehrt musterbildenden Flachstich und Gold und
Silberfaden in Anlegetechnik, aber auch hier kommen
vielfarbige Seidenfäden in Stielstichstickerei vor. Der Altarbehang besteht aus drei Bildfeldern und fünf ornamentalen Borten: das Mittelfeld zeigt den gekrönten Christus mit der Fahne aus dem Grab aufsteigend, unten sind die schlafenden Wächter wiedergegeben, auf dem hinteren Grabrand stehen zwei Engel mit Schriftbändern. Links davon liegt Maria mit Kopftuch und Krone in ihrem Wochenbette, das mit einem gemusterten Übertuche bedeckt ist, im rechten Teil wird das Altarsakrament symbolisch dargestellt: zwei Engel tragen die Hostie mit dem Bild des Gotteslammes, darüber erscheint als Brustbild Christus in Weinranken und unter dem Baum erahnt man noch eine kniende Figur, vermutlich Moses vor dem brennenden Dornbusch. Diese Bilder lassen sich vergleichen mit Miniaturmalereien, wie sie beispielsweise in der St. Galler Weltchronik (Ende 13. Jh.), im Graduale von St. Katharinental (1312) oder in der Manesse Handschrift (gegen 1340) vorkommen, und die figürlichen Darstellungen geben sich stilistisch als zur hochrheinisch-konstanzischen Kunstlandschaft gehörig zu erkennen; dies obwohl auf dem Antependium einige seltene Bezüge vorkommen, wie etwa die Geburtsszene mit der Trinität und der gekrönten Maria oder die Verbindung vom Lamm Gottes mit der Szene des Moses vor dem brennenden Busch. Eingangs
wurde erwähnt, wie die beiden bestickten Altartücher
nach St. Gallen gelangten, wie sie aber nach Engelberg
kamen, läßt sich nur vermuten. Dazu ist es interessant,
die Lebensgeschichte der Agnes von Ungarn kurz zu
verfolgen: Sie war die Tochter König Albrechts von
Habsburg, der 1308 bei Windisch am Reußübergang
ermordet wurde. Als dieser Königsmord geschah, hatte
Agnes bereits bewegte Jahre hinter sich. 1297 war die
17jährige mit König Andreas von Ungarn vermählt
worden; aber 4 Jahre später treffen wir sie als Witwe in
Wien, dem damaligen Mittelpunkt des habsburgischen
Großreiches. Agnes unternahm mehrere Reisen; sie und
ihre Mutter Elisabeth traten bis ins Elsaß hinein als
Wohltäterinnen von Klöstern auf. Es sind auch
Beziehungen zu Engelberg (Innerschweiz) überliefert und
man weiß, daß Agnes 1307 in die Verbrüderung jenes
Klosters aufgenommen war. Elisabeth gründete das Kloster
Königsfelden bei Windisch zur Erinnerung an ihren
ermordeten Gatten, und als sie 1313 starb, siedelte Agnes
ganz dorthin über. Von hier aus leitete Agnes die
Geschicke des Herzogshauses mit viel
Einfühlungsvermögen und beeinflußte die frühe
Entwicklung der Eidgenossenschaft. Ihre Mittel waren
nicht Krieg und Kampf, sondern friedliches Verhandeln,
denn das Ziel das sie anstrebte, war die friedliche
Ordnung einer aus den Fugen geratenen Zeit. |
Detail aus: Inv.Nr. TM TM 24091 |
Detail aus: Inv.Nr. TM 24091 |
Detail aus: TM 24091 |
Detail aus: Inv.Nr. TM 24091 |
Die
Abbildungen stammen aus der Sammlung des Textilmuseums
St.Gallen (Schweiz), und privaten Sammlungen The photos belong to the collection of the Textilmuseum St.Gallen (Switzerland) and private collections Photonachweis: - Textilmuseum St.Gallen (Schweiz |
aus:
Katalog Mensch und Tier, Text Brigitta Schmedding, 1975 Aus drei senkrechten Bahnen zusammengesetzt. Die Inschriftborte an den seitlichen Bahnen und die unten abschliessende Borte angesetzt. Die farbige Seidenstickerei zum grossen Teil ausgefallen, der Stickgrund sehr fadenscheinig und stellenweise löchrig. Stickgrund: weisses Leinen. Stickerei: weisser Leinenfaden in versetztem Gobelinstich mit doppelten Stichen und vielfarbige Seidenfäden in Stielstich und wenig musterbildendem Flachstich: rot, blauviolett, gelbgrün, gelb, beige. Weiss und wenig Hellbraun im Mittelteil, rot und gelbgrün in den Seitenbahnen. Unten abschliessende Borte: Stickgrund: naturfarbenes Leinen. Stickerei: vielfarbige Seidenfäden in Stielstich: leuchtend rot, blau, gelb und grün, gelbgrün und weiss, wenig Cremefarben und Rose. Der Mittelteil zeigt auf weissem Grund fünf Medaillons mit dem weissen Lamm Gottes auf ehemals rotem Grund in der Mitte, umgeben von den farbigen Evangelistensymbolen in rot oder blauviolett gerahmten Kreisen und seitlich begleitet von den freistehenden Figuren der Verkündigung. dem Engel mit dem Wort AVE und Maria mit dem Wort FIAT. Die leeren Räume füllen grüne Laubzweige, die oberen kenntlich als Eichenlaub. Die Seitenbahnen sind durch ein weisses Rahmengerüst in ein Netz von Achteckfeldern unterteilt, in denen ein steigender Löwe oder ein Hirsch in weiss auf rotem Grund oder stilisierte Bäumchen in Weiss auf gelbgrünem Grund stehen. Nach aussen schliessen mäanderartig gemusterte Bänder die Bahnen ab. Die Inschrift zeigt weisse Buchstaben auf wechselnd farbigen Gründen: AVE.MATER.MlTIS.AGNI.C'.NOM(.)REG(!)MA MISSUS.ABARCE.VENIEBAT.MAGNAM.( )E DNS ABBAS.WALTHER / US.DE.MONTE. ANGELORUM.V / ENERABILS.ET.RELIOSUS In der unten abschliessenden, ursprünglich nicht in diesen Zusammenhang gehörigen Borte sieht man unter den flachen Bogen einer blauen Arkadenreihe abwechselnd Tiere auf roten und Bäumchen auf weissen Gründen. |
In
Stil und Technik zeigt das Antependium grösste
Verwandtschaft mit dem sogenannten Pluviale der Königin
Agnes von Ungarn in Engelberg, das in seiner
Inschriftborte das Datum 1318 trägt. Den auf dem
Antependium genannten Abt Walther findet man wieder auf
dem von anderer Hand gestickten Schild dieses Pluviale. Es ist Abt Walther III., der von 1317 bis 1331 sein Amt ausübte. Zu seiner Zeit befand sich das Frauenkloster St Andreas noch in Engelberg, neben dem Männerkloster. Es siedelte erst 1615 nach Samen um. In Samen sind bei der Kirchenrenovierung von 1947 eine ganze Anzahl von Stickereifragmenten zum Vorschein gekommen, die ebenfalls aus der Engelberger Zeit der Nonnen stammen. Mehrmals taucht hier das Prinzip der Musterung der Seitenteile des Antependium auf: ein geometrisches Rahmengerüst, mit weissem Leinenfaden gestickt, in dem auf wechselnd farbigen Gründen, in Seide gestickt, je ein streng stilisiertes Tier- oder Pflanzenmotiv wiederum in Weiss steht. Als Kennzeichen für alle diese Produkte aus der Klosterwerkstatt fällt der überwiegend dekorative Charakter der Stickereien auf. Auch auf den wenigen figürlich gemusterten Fragmenten in Samen sind die menschlichen Figuren ganz flächig gestaltet. Nur die immer in Kontrastfarben gehaltenen Umrisslinien und sparsamen Binnenzeichnungen geben ihnen Leben. Diese "Flächenwirkung des Gesamtbildes" (Ellen Beer) ist zweifellos ein Zeichen der Zeit, in dieser ausschliesslichen und strengen Ausführung aber doch wohl typisch für das klausurierte Nonnenkloster, das ohne Entwürfe von Künstlern seine Werke hauptsächlich für den eigenen Bedarf schuf. Andere Klosterwerkstätten sind heute anhand ihrer Produkte nur noch in einigen Gegenden Deutschlands erkennbar, in Niedersachsen, Westfalen und Hessen zum Beispiel. Literatur: Robert Durrer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Unterwalden, Erster Druck Zürich 1899-1928, unveränderter Nachdruck Basel 1971, S. 676-677, Taf. 35. - Textilsammlung Leopold Ikle, Katalog des Industrie- und Gewerbemuseum St.Gallen. Zürich 1908, S. 227-229, Nr. 1197. |
Text
aus: Leopold Iklé - ein leidenschaftlicher Sammler, 2002 von Cordula M. Kessler Loertscher Das Bildprogramm des Engelberger Antependiums erweist sich als komplexes und dichtes Gedankengefüge christologischen Inhalts. Den Auftakt bildet das linke Bildfeld mit der Menschwerdung Christi. Im Zentrum steht die Geburt, die als eines der christlichen Hauptfeste an Weihnachten gefeiert wird. Die chronologisch vorangehende Verkündigung an Maria ist links aussen mit der Heiliggeist-Taube und dem Engel - beide mit Spruchband - dargestellt. Als Pendant dazu folgt oberhalb von Josef die Verkündigung an die Hirten, die nur noch aufgrund der Vorzeichnungen zu entziffern ist. Als weiterer Gedanke kommt die Trinität dazu: oberhalb von Ochs und Esel, deren Köpfe hinter der Krippe sichtbar sind, erscheint Gottvater in einer Wolkengloriole ebenfalls mit einem Spruchband. Die Gloriole wird von einem stern- resp. kreisförmigen Gebilde flankiert. Dabei könnte es sich um Sol und Luna handeln, die in diesem Kontext wohl die Lebensalter Christi symbolisieren. Maria erscheint hier bereits als Gekrönte, als Himmelskönigin. Das zentrale Bildfeld thematisiert die Auferstehung Christi, d.h. den Triumph über den Tod. Dies wird an Ostern - einem weiteren Hochfest - gefeiert. Christus mit Kreuznimbus, Krone, Kreuzfahne und Wundmahlen wird flankiert von zwei Engeln mit Spruchbändern. Über ihm ist noch die Hand Gottes, ebenfalls mit einem Spruchband, erkennbar. Vor dem Sarkophag schlafen zwei Wächter. Eine Zusammenfassung der vorangehenden Bilder bietet das etwas schmalere rechte Seitenfeld. Es sind zwei Engel dargestellt, die eine hostienartige, |
sternenverzierte
Scheibe mit dem Lamm Gottes halten. Darüber ist - vor
allem mit Hilfe der Vorzeichnung auf der Rückseite -
eine Figur zu entziffern, die dem Typus des
Dornausziehers entspricht. Ihr erscheint im Geäst des
Baumes Gottvater als Halbfigur. Es dürfte sich hier um
Moses vor dem brennenden Dornbusch handeln. Dieses
Bildmotiv, das eine Präfiguration der Menschwerdung
Christi darstellt und somit auf die Geburt Christi im
linken Bildfeld verweist, wird hier seltenerweise
kombiniert mit dem Symbol für den Opfertod Christi, dem
Lamm Gottes. Damit wurde ein Bezug zur Funktion des
Antependiums geschaffen, denn auf dem Altar wird die
Eucharistie gefeiert. Parallelen für die seltenen
Bildmotive, wie die gekrönte Maria bei der Geburt
Christi, finden sich bei Kunstwerken aus dem
hochrheinischen Raum (z.B.: Rom, Biblioteca Apostolica
Vaticana, Cod. Vat. lat. 10773; Zürich, Schweizerisches
Landesmuseum, LM 26117, Graduale von St. Katharinenthal;
London, British Library, Ms. Add. 22280; Engelberg,
Stiftsbibliothek, Codd. 60 und 62). Einige der genannten
Objekte sind auch stilverwandt mit dem Antependium, so
dass eine Datierung um 1320 naheliegt. Als möglicher
Herstellungsort gilt das Benediktinerinnenkloster St.
Andreas in Engelberg, wo das Sticken intensiv gepflegt
wurde. Dies zeigt eine Reihe erhaltener Objekte. Leopold Ikle hat das Antependium wohl kurz nach der Landesausstellung in Genf 1896 erworben und in seinem damaligen Wohnhaus «Wartegg» an der heutigen Bahnhofstrasse ausgestellt. 1904 gelangte es als eines der kostbarsten Objekte der Schenkung Ikle ins Industrie- und Gewerbemuseum. (heute Textilmuseum).CMK |
Literatur:
Textilsammlung Ikle 1908, S. 227-228; - Katalog: Mensch und Tier 1975, S. 6-7; - Schmedding 1978, S. 208; Katalog Mystik am Oberrhein 1978, S. 172-173, Nr. 67; - Wanner-JeanRichard 1981, S. 23; Katalog: Alltag zur Sempacherzeit 1986, S. 178-179; - Wilckens 1991, S. 215-216; Katalog edelefrouwen - schoene man 1991, S. 264, Abb. 128; Kessler 1999, S. 88; Katalog: Die Suche nach dem verlorenen Paradies 2000, S. 546; Marti 2002. |
Detail aus: TM 24090 |
Detail aus: TM 24090 |
Detail aus: TM 24090 |
Chormantel: Text
aus: Manessische Liederhandschrift, Ausstellungskatalog Landesmuseum Zürich, 1991 Weiße Leinwand mit Leinen- und Seidenstickerei. H. 150 cm, B. 297 cm, untere Weite ca. 470 cm. (1972/73 konserviert, Abegg-Stiftung, Riggisberg BE). Frühes 14. Jh. süddeutschoberrheinisch. Zwei Teile, im Rücken durch Schmuckborten verbunden und oben eingefaßt. Borte unterteilt in Rechtecke mit weißen Vierbeinern, Vögeln und Pflanzen. Unterer Rand begrenzt von Inschriftenborte und Fransen. Mantelfläche mit Rautennetz aus 4 cm breiten Bändern mit gelben, eckigen Rosetten; Rautenfelder (22,5 X 18,5 cm) mit weißen Adlern auf blauem Grund und weißen Löwen auf rotem (rechte Hälfte) und grünem Grund (linke Hälfte). Weiße Pflanzenmotive mit gelber Blüte auf grünem (rechte Hälfte) oder rotem Grund (linke Hälfte). Mantelsegmente bestehend aus weißer Leinwand, bestickt mit weißem Leinengarn in versetztem Gobelinstich und mit farbigen Seidenfäden in Stielstich (quer zur senkrechten Musterachse). Bestickter Nackenschild. Die quadratische Form der figürlichen Stickerei mit nach außen gerichteter Schrift läßt erkennen, daß er nicht zugehörig ist. 2. Hälfte 13. Jh. Engelberg. Benediktinerkloster Engelberg OW. |
Text
aus: Manessische Liederhandschrift, Ausstellungskatalog Landesmuseum Zürich, 1991 Der Chormantel der Königin Agnes Der Klosterchronist Ildephons Straumeyer bringt 1732 zum ersten Mal den Chormantel (Pluviale) schriftlich mit der Königin Agnes in Beziehung (Annalen II, S. 17). B. Schmedding vermutet, es habe sich ursprünglich um eine oder zwei Decken gehandelt, wie sie auf Bildern des 13. und 14. Jahrhunderts vorkommen. Wahrscheinlich gelangten diese aus dem Besitz der Königin Agnes ins Engelberger Kloster, wo sie zum Pluviale umgearbeitet und mit einer Inschriftenborte versehen wurden. Die nur fragmentarisch erhaltene Inschrift weist in die Zeit um 1318. Agnes von Habsburg leitete 1317/18 bis 1364 das an der Mordstelle ihres Vaters, Albrechts I., von ihrer Mutter errichtete Doppelkloster Königsfelden. Beziehungen Agnes' zum Kloster Engelberg OW sind erwiesen: 1307 wurde sie von Abt und Konvent in die Gebetsbrüderschaft des Klosters aufgenommen. 1325 trug sie die Kosten für die Einweihung der Klosterkirche, die nach dem Brand von 1306 wieder aufgebaut worden war. |
Solche
mit Rauten gemusterten Decken finden Parallelen in der
oberrheinischen Buchmalerei. Mindestens vier Initialen in
verschiedenen Handschriften zeigen Musterungen, die an
einen textilen Behang erinnern, nämlich: Codex 6,
Stiftsbibliothek Engelberg (Bibly"), Initiale
F, auf fol. 115v, 14. Jahrhundert, 2. Jahrzehnt; Graduale
von St. Katharinenthal, fol. 156, um l312; Luzern, Ms.
18, fol. 124, vor 1316; Cod. U. H., Karlsruhe,
Landesbibliothek, I, fol. 182v, nach 1318. Diese Beispiele legen eine Datierung des Mantels ins frühe 14. Jahrhundert nahe. Der Herstellungsort muß eher im oberrheinisch-süddeutschen Gebiet als in Engelberg vermutet werden; dies, obwohl sich ähnliche Stickereien in Schweizer Sammlungen erhalten haben (-> Kat. 128, 138). A.W. Lit: Beer, E.J.: Beiträge zur oberrheinischen Buchmalerei. Bern/Stuttgart 1959. - Mensch und Tier. Textilien aus 7 Jahrhunderten. Ausst.-Kat. St.Gallen. o.J. (1975). - Schmedding, B.: Mittelalterliche Textilien in Kirchen und Klöstern der Schweiz. Bern 1978. |
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Last revised February 2017 |