Annatextiles VOCABULAR - Embroideries


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Gold/Metallfadenstickerei
kombiniert mit Seidenstickerei


Gold Embroidery


Broderie en or


Ricamo in oro
Ricamo in seta
             
  Sticktechniken mit Goldfaden:
(Text aus: Gold- und Seidenstickereien aus der Sammlung Leopold Iklé, von Anne Wanner-JeanRichard, 1994, S. 29)

Anlegetechnik: Die mittelalterliche Goldstickerei verwendete hauptsächlich die versenkte Anlegetechnik bei welcher der Sticker den Goldfaden auf der Vorderseite auflegte und in bestimmten Abständen mit einem starken Leinenfaden befestigte, und zwar derart, dass der Leinenfaden eine kleine Schlaufe Goldfaden auf die Unterseite zog und somit auf der Oberseite nicht in Erscheinung trat.
Die Goldfäden können auch flach nebeneinander auf der Vorderseite liegen, meist 2 nebeneinander. Ein sichtbarer, festhaltender Faden bildete durch die Art und Weise seiner Anordnung verschiedene Musterungen.

Abschattierte Goldstickerei:
Man bezeichnet diese Technik auch als Lasurstickerei oder "or nué", und weil sie im burgundisch-flandrischen Kustkreis schon früh zu finden ist, nimmt man an, sie sei hier entstanden. Im Laufe des 15. Jahrhunderts kommen Stickereien dieser Art auch im Gebiet des Niederrheins und in Spanien vor. Bei der abschattierten Goldstickerei liegen die Goldfäden ausschliesslich auf der Vorderseite der Stickerei. Auf diese Weise verwendete man das kostbare Material sparsam und schonte zudem die Goldfäden. Farbige Seidenfäden, mehr oder weniger dicht über das Gold geführt, hielten diese auf dem Grundstoff fest. Für farbige und dunkle Partien reihte man die Seidenfäden dicht aneinander, für hellere Partien verwendete man grössere Abstände.
 
 
Goldreliefarbeit: Diese Stickereien waren vor allem seit dem 17. und 18. Jahrhundert beliebt. Weil sie als schwierig galten, übertrug man deren Ausführung gerne Berufsstickern. Louis XV (1715-74) beschäftigte den Stick-Entwerfer Charles Germain de Saint Aubin, der 1770 in seinem Buch "l'Art du Brodeur" Relieftechniken beschrieb: Als "Guipure-Technik" bezeichnete er das Spannen feiner Goldfäden über Pergamentformen. Bei der "Gauffrure-Technik" (Waffelmuster) legte man gut gewachste Fäden horizontal auf den Stoff und bedeckte diese Polsterfäden ganz mit Webstichen. Die "Taillure-Techink" bestand aus Applikation von ganzen, manchmal gepolsterten, Gewebestücken auf dem Grundstoff.


Literatur:
- Ute-Christiane Bergemann, Gold- und Seidenstickereien in: Europäische Stickereien 1250-1650, S. 87 ff., Regensburg 2010
- Ute-Christiane Bergemann, Annemarie Stauffer (Hrsg), Reiche Bilder, Aspekte zur Produktion und Funktion von Stickereien im Spätmittelalter, Regensburg 2010
- Annemarie Stauffer, Himmel und Hölle in Gold und Seide, in: Glanzlichter aus dem Bernischen Hist. Museum, 6, Bern, 2001
- Dela von Boeselager, Capella Clementina, Kurfürst Clemens August und die Krönung Kaiser Karls VII., Studien zum Kölner Dom 8, 2001
-
Karen Stolleis, Messgewänder aus deutschen Kirchenschätzen, Regensburg 2001
- Petra Hesse, Kunstreich und Stylgerecht, München 2001
-
Birgitt Borkopp-Restle, Textile Schätze aus Renaissance und Barock, Bayerisches Nationalmuseum, München 2002
- Anne Wanner-JeanRichard, Gold- und Seidenstickereien aus der Sammlung Leopold Iklé, Begleitheft zur Ausstellung in St.Gallen, 1994/5, St. Gallen 1994
- H.L.M. Defoer, G.J.S.N. Stam, Schilderen met Gouddraad en Zijde, Rijksmuseum Het Catharijneconvent, Utrecht, 1987
- Elisa Ricci, Ricami Italiani Antichi e Moderni, 1925, S. 20, 21.
   
 
          Die nachfolgenden Beispiele stammen aus der Sammlungen des

Textilmuseums St.Gallen (Schweiz):
Details aus verschiedenen Goldstickereien

Siehe auch: Kelchtücher in Seide
Kelchtücher in Gold
  The following examples belong to the collection of the

Textilmuseum St.Gallen (Switzerland)
Details of some gold embroidered examples
 
               

Inv.Nr. TM Ikle 1179, 17. Jh.
Bildhafte Gestaltung, abschattierte Goldstickerei, Lasurarbeit
fr--- Or nué, it--- Oro velato


Inv.Nr. TM J 2133, 16. Jh.

Inv.Nr. TM Ikle 1219, 16. Jh.


Inv.Nr. TM Ikle 1179, 17. Jh.
ge--- Bildhafte Gestaltung, abschattierte Goldstickerei, Lasurarbeit


Inv.Nr. TM Ikle 1179, 17. Jh.


Inv.Nr. TM Ikle 1282, 1500


Inv.Nr. TM J 2324, 16/17. Jh.
ge----- Relieftechnik über Schnüre, Sprengtechnik
it--- Punto steso a rilievo, Ricamo in rilievo


Inv.Nr. TM J 2324, 16/17. Jh.


Inv.Nr. TM Ikle 1283, 16. Jh.


Inv.Nr. TM Ikle 1282, 1500
ge--Anlegetechnik, versenkte Goldstickerei, Nadelmalerei



- Anlegetechnik---couchure
- abschattierte Goldstickerei, bildhafte Gestaltung, Lasurarbeit---or nué---punto steso, oro velato
- versenkte Goldstickerei---couchure rentré---punto steso rientrato
- Relieftechnik über Schnüre---punto steso a rilievo
- Sprengtechnik---gaufrure---ricamo in rilievo
- Stecharbeit
- Lahntechnik angelegt oder gestickt---Ricamo in laminette in superfice


Inv.Nr. TM Ikle 1217, 1400





- Perlen-, Kantillen-, Pailletten-, Metallfolienstickerei---Ricamo in canutiglie, paillettes,
specchietti e foglie metalli


Inv.Nr. TM Ikle 1217, 1400

Photonachweis:
- Textilmuseum St.Gallen (Schweiz)

 
     

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Last revised August 2016